Wer setzt eigentlich die Schadstoffgrenzen fest? Und warum werden sie immer weiter runter gesetzt? Es muss ja eine Punkt geben an dem man sagt: dieser Wert ist unbedenklich.
Bei Lebensmittel gibt es doch auch eine Grenze für z.B. Dünger bzw. Reste davon die in den Lebensmittel sind. Da wird gesagt, die Menge xy ist unbedenklich und darf nicht überschritten werden. Dieser Wert ist dann für lange Zeit das was gültig ist. Da kommt auch keiner auf die Idee diesen Wert alle paar Jahre zu reduzieren
Die Grenzwerte setzt der Gesetzgeber fest in einem aufwändigen Verfahren, bei dem sowohl die einschlägige Wissenschaft als auch diejenigen beteiligt werden, die es dann umsetzen müssen.
Dass dieses Verfahren voller Kompromisse ist, liegt in der Natur der Sache: Erkenntnisse aus Tierversuchen lassen sich nur sehr bedingt auf Menschen übertragen, und ein Grenzwert, der so niedrig angesetzt wird, dass er technisch einfach nicht realisierbar ist, nützt niemandem. Natürlich bleiben auch die Lobby-Verbände nicht untätig, denn der notwendige Aufwand zur Einhaltung von Grenzwerten erzeugt Kosten, die jeder Erzeuger natürlich gerne niedrig halten möchte.
Aber Grenzwerte dienen nicht nur dem Schutz von Mensch und Umwelt, sondern sind auch politische (Wirtschafts-)Lenkungselemente; Man kann mit „großzügigen“ Grenzwerten politisch gewünschte Entwicklungen begünstigen oder mit besonders strengen Grenzwerten unliebsame Entwicklungen (und Konkurrenten) abwürgen, was meist auf die erfolgreiche Arbeit von einflussreichen Lobby-Verbänden zurückgeht.
Bei aller Kritik, die hier oft nicht zu unrecht angebracht wird, ist es doch ein Segen, dass diese Entwicklung in Gang gekommen ist. Wenn ich z.B. daran denke, wie die Abfall“entsorgung“ noch in den 60er Jahren gehandhabt worden ist (einfach vergraben = aus den Augen, aus dem Sinn, auch bei hochtoxischen Abfällen) oder wie die Luft im Ruhrpott damals aussah (und was man sehen konnte war noch das am wenigsten Schädliche) sollte man doch für die hier gestiegene Sensibilität dankbar sein, auch wenn sie uns in jedem Fall Geld und oft auch Nerven kostet...
Dass Grenzwerte der Veränderung unterliegen liegt – außer an politischen Erwägungen – am technischen Fortschritt: Eine verfeinerte Analysetechnik lässt die Nachweisgrenze immer tiefer sinken und verbesserte oder neue technische Verfahren ermöglichen niedrigere Schadstoffwerte dort, wo es früher nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich war – da ist es nur konsequent, wenn auch der Gesetzgeber mit den Grenzwerden nachzieht, denn schon Paracelsus wußte:
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“
Und abhängig davon, um was für ein „Ding“ es sich handelt, kann auch schon die niedrigst vorstellbare Dosis „Gift“ sein; gerade in unserer hochtechnisierten und deshalb auch mit Giftstoffen hochbelasteten Umwelt gibt es kaum noch etwas, dem man wirkliche Unbedenklichkeit bescheinigen kann – das gilt mittlerweile sogar für so grundlegend wichtige Dinge wie unsere Atemluft oder unser Trinkwasser.
Gruß Wolfgang (Schrauberopa)