Es ist ganz bestimmt nicht falsch, zusätzlich zur Parksperre"P" auch die Handbremse anzuziehen - in der Bedienungsanleitung wird das auch ausdrücklich so angeraten. Allerdings sind in einer Zeit, in der es ganz selbstverständlich zu sein scheint, dass man für die Folgen eigener Dämlichkeit immer andere verantwortlich machen kann (und damit sehr häufig sogar Erfolg hat), solche offiziellen Verlautbarungen der Hersteller immer auf maximale Sicherheit ausgelegt - schon zu deren eigenem Schutz.
Zu dieser Parksperre möchte ich allerdings ein paar Worte verlieren:
Es handelt sich hierbei um eine mechanische Verriegelung der Getriebeabtriebswelle - meist in Form einer Sperrklinke, die in ein entsprechend ausgeformtes "Zahnrad" auf der Abtriebswelle einrastet, sobald der Wählhebel in Stellung "P" geschoben wird. Im Netz gibt es eine Menge Bilder, auf denen man sich so eine Konstruktion ansehen kann.
Ich bin mir sehr sicher, dass die Ingenieure, die unsere Automatik-Getriebe entwickelt haben, während ihres Studiums mit Erfolg Vorlesungen in "Technische Mechanik - Festigkeitslehre" besucht haben und deshalb in der Lage waren, bei der Konstruktion dieses Bauteils sowohl dessen Dimensionierung als auch die Festigkeit der verwendeten Werkstoffe so auszuwählen, das es seine Funktion erfüllen kann, und die Beschreibung dieser Funktion lautet, das Fahrzeug im Stillstand unter allen Bedingungen sicher am Wegrollen zu hindern.
Wäre dieses Teil so jämmerlich bemessen, dass es seine Funktion nur bedingt erfüllen kann, dann wäre es eher eine Gefahr als eine Hilfe und der Hersteller könnte sich die Kosten für dieses Konstrukt sparen - beim Schaltgetriebe gibt es schließlich auch nur die Handbremse...
Allerdings sollte man eines nicht vergessen: Die tollen elektronisch gesteuerten und überwachten Automatik-Getriebe, an denen wir uns heute erfreuen, hatten recht rustikale Vorgänger. Wenn ich da an die rein mechanisch-hydraulische 3-Gang-Automatik bei meinem letzten Audi 100 Bj. 89 denke...da gab es keine Sicherheitsverriegelungen durch eine gütige Mechatronik wie heuer,sondern da hätte man tatsächlich in "P" schalten können, während das Fahrzeug noch rollte, und das hätte dann sicherlich nicht nur ein häßliches Geräusch erzeugt...Da mag es durchaus vorgekommen sein, dass so manche Parksperre durch entsprechend rüde Behandlung dann irgendwann aufgegeben hat. Aber das ist, wie gesagt, heute kein Thema mehr - Mechatronik sei Dank!
Warum also trotzdem noch die Handbremse? Na ja, man ist dann "redundant", indem man zwei unabhängig voneinander arbeitende Systeme zur Sicherung des Fahrzeugs benutzt, und doppelt genäht hält bekanntlich besser...
Aber es gibt auch noch einen weiteren Grund in Richtung Komfort und Verschleißminderung: Wenn das Fahrzeug an einem Gefälle bzw. einer Steigung steht - nur mit der Parksperre gesichert - und damit durch die Hangabtriebskraft auch ein hoher Druck auf die Komponenten der Parksperre einwirkt, muß man diese Kraft beim Entriegeln natürlich überwinden und erzeugt dabei auch einen gewissen Verschleiß (allerdings wohl eher in homöopathischer Dosierung, es sei denn, man hat auf der Eiger-Nordwand geparkt ). Allerdings müßte man, um diese geringe Beeinträchtigung zu vermeiden, dann die Handbremse vor (!) dem Einlegen der Parksperre anziehen.
Ich würde sagen: Wer "P" plus Handbremse wählt, macht es vorbildlich - wer nur auf die Parksperre vertraut, wird auch nicht enttäuscht...( ich oute mich mal als jemand, der die Handbremse 1x pro Woche betätigt, damit die Mechanik nicht festgeht ).
Gruß Wolfgang (Schrauberopa)